Weinpreise in Ozeanien

Ein Phänomen, das mir wohl niemand erklären kann: Weine aus Australien und Neuseeland sind in beiden Ländern teurer als in Europa.

Unterschiedliche Weinpreise

So bietet zum Beispiel ein deutscher Weinhändler Alpha Domus Navigator 2009 Hawke’s Bay um € 13,50 an. Ab Hof kostet der Wein 28,- NZD, das sind ca. € 19,-. Gut, ich hab dann noch 15% Rabatt ab Hof erhalten, aber trotzdem ist der Wein um den Globus geschickt immer noch günstiger. Eigenartig.

Auch Penfolds Grange, einer der Topweine von Penfolds kostet in Sydney in den Weinhandlungen durchwegs um die € 550,- bis € 600,-. Bei Wein&Co in Wien gabs Grange 2004 kürzlich um knapp über € 400,- und der Aussie Dollar ist im Moment zum Euro sogar ziemlich günstig.

Liegt es am harten Mitbewerb in „Good Old Europe“? Wahrscheinlich.

20131205-152526.jpg

Top Tipp: Alpha Domus in Hawke’s Bay – Bridge Pā

Alpha Domus ist eine der kleineren Wineries in der Region Hawke’s Bay und liegt in Bridge Pā, etwas weiter vom Meer weg als so manch anderes Weingut in Neuseeland. Die Etiketten ziert ein Doppeldecker, viele Weine haben einen Bezug zum Fliegen im Namen (The Aviatrix, Navigator). Kein Wunder – einer der Winzer ist auch Pilot.

Weinverkostung bei Alpha Domus

Tastings werden täglich angeboten, kosten 5 NZD Dollar pro Person, die man zurückbekommt, wenn man auch einkauft. Zur Verkostung kann man bei Schönwetter auf der tollen Terrasse sitzen. Mit direktem Blick auf die Weingärten, die sich auf der Geraden bis zum Horizont erstrecken, sieht man erst ganz hinten kleine Hügel, allerdings ohne Weingärten. Ist es draußen frisch, liegt der Verkostungsraum direkt im Keller (zwischen vorwiegend Stahltanks und ein paar kleinen Barriquefässern).

Syrah 2012

Besonders stolz ist man bei Alpha Domus auf den aktuellen Syrah 2012, der bei einer Wineshow in Sydney gerade ausgezeichnet wurde. Auch einige andere der Alpha Domus-Weine sind ausgezeichnet oder von Weinexperten gelobt.

Der Syrah – der einzige, den Alpha Domus mit Kork produziert (dafür ist er auch um vier Dollar teurer geworden als bisher) ist wirklich ein schöner Wein und kostet ca. € 20,- ab Hof. Hat sicher noch Lagerpotenzial, ist aber jetzt bereits rund, mit fruchtigen Noten und gut eingewobenem Tannin.

Navigator und Aviatrix

Der Navigator, eine Bordeaux Style Cuvée, ist ebenfalls ein Top-Roter. Preis knapp unter € 20,-. Ab Hof gab es noch einen 2004er, den ich gleich kaufen muss. Ebenfalls noch zu kriegen, allerdings dann deutlich teurer, 2002 und 1998.

Spannend auch der weiße Cuvée Aviatrix, für die in Neuseeland u.a. häufiger vorkommende Viognier-Rebsorte.

Der Chardonnay wurde ausgemustert

Der Chardonnay ist ein leichter, fruchtiger, erfrischender Wein – gut als Speisenbegleiter. Den Sauvignon Blanc hat Alpha Domus vor kurzem ausgemustert – zu wenig Nachfrage, da Sauvignon Blanc in Neuseeland einfach mit Marlborough, dem Hauptanbaugebiet hier (auf der Südinsel) verbunden wird. Statt Sauvignon Blanc hat Alpha Domus nun Syrah-Rebstöcke ausgesetzt. Wenn sich der weiter so entwickelt, keine schlechte Entscheidung. Obwohl in Hawke’s Bay durchaus tolle Sauvignons entstehen können, wie wir bei zwei anderen Wineries erfahren durften.

Weine aus Hawke’s Bay Neuseeland – Weinzentrum Napier

Hawke’s Bay ist eine der bekanntesten Weinregionen Neuseelands – von den sanften Hügeln im Hinterland erstrecken sich die Weingärten auf der Ebene weit bis zum Meer. Wobei kaum ein Winzer hier auf den Hügeln anbaut, die meisten Rebstöcke stehen auch auf der weiten Ebene.

Wine Center in Napier – einen Besuch wert

Um sich einen ersten Eindruck über Sortenangebot und Winzer zu machen, ist ein Besuch im New Zealand Wine Center in Napier die absolute Empfehlung. Für ca. € 13 pro Person (mit Gutschein, sonst € 17) bekommt man ein Tasting – wahlweise rot oder weiß. Präsentiert werden dafür sechs Weine, die man in einem kleinen Kinosaal verkostet  – unter Anleitung der jeweiligen Winzer, die per Video über ihren Wein und das Gut erzählen.

Eine wirklich tolle Idee, denn so erfährt man aus erster Hand recht viel über den probierten Wein, aber auch das Weingut und die Arbeitsweise des Winzers. Und kann dann entscheiden, welche Wineries man auch besuchen will.

Eine tolle Verkostung mit vielfältigem Angebot

Das Angebot der verkosteten Weine wechselt ständig – und wenn nicht viel los ist, und man zu zweit kommt, darf man sogar rot und weiß probieren und sich entsprechend beide Filme hintereinander anschauen. Zum Tasting gibt’s auch noch eine Weinbeschreibung zum Mitnehmen, inklusive Preisangabe der entsprechenden Weine. Informativ, praktisch und gut.

Besuch im Aromaraum

Eine solche, per Video geführte, Verkostung habe ich bisher noch nirgends erlebt. Eine echt innovative Idee. Die „Wine Experience“ im Napier Wine Centre umfasst übrigens auch noch den Besuch im Aromaraum – alle Gerüche von „Le nez du vin“ werden dort präsentiert und man kann sich am Ende auch selbst testen. Obwohl die Filmverkostung nur ca. 20 Minuten dauert, kann man im Wine Center leicht eine Stunde verbringen. Auch weil viele Weine der Region dort zu ab Hof-Preisen erstanden werden können.

Neuseeland – Weine verkosten am anderen Ende der Welt

Wer Wein mag und vier Wochen durch Neuseeland reist, kommt nicht umhin, dabei auch den einen oder anderen Stop in einer Winery einzuplanen.

Die Wineries von Waiheke Island

Ein besonderes Highlight, weil weltweit wahrscheinlich ziemlich einzigartig, ist Waiheke Island. Diese bewohnte Insel (ca. 8.000 Einwohner) liegt im Hauraki Golf, und sie ist per Fähre in nur 30 Minuten von der Millionenstadt Auckland erreichbar. Sonnenverwöhnt und mit mildem Klima scheint die Insel perfekt für Weinreben zu sein – zumindest gibt es ziemliche viele Wineries auf Waiheke und sie gehören zu den teuersten in Neuseeland.

Stonyridge Estates

Ein Besuch bei Stonyridge Estates gehört auf Waiheke einfach dazu – das Weingut liegt im Zentrum der Insel, ist von der Fähre in gut 20 Minuten erreichbar und hat neben dem vielbesuchten Tasting Room auch ein Restaurant und eine Chill-Out-Terrasse, die in die Wiese vor den Weingärten übergeht. Dort sind kleine Holztischchen und Picknickdecken für Gäste vorbereitet, man blickt über Weinreben auf Weidenhänge und fühlt sich wie in Hobbitton.

Die Weine von Stonyridge

Die Weine von Stonyridge sind grandios und weltbekannt. Neben dem Larose, einem kraftvollen Cabernet Sauvignon um ca. € 120  – € 140 ab Hof, hat uns der Chardonnay besonders gut geschmeckt (€ 32,- take away). So oaky und toasty und dabei doch so fruchtig und vanillig – ein Traumwein. Und die Reise nach Waiheke, das einer tropischen Insel gleicht, lässt einen gleich noch weiter träumen.

Tolle Weine zu hohen Preisen

Stonyridge ist vor allem bekannt für seine Rotweine und das zurecht. Leider sind die Preise massiv hoch. Die besseren Lagen beginnen bei € 50,- die Flasche. Die Weinprobe der vier Top-Rotweine kostet gleich einmal € 15,-. Na gut, inklusive Larose – trotzdem teuer, wenn man bedenkt, dass es in den anderen Regionen der Nordinsel fast überall kostenlose Weinverkostungen gibt. Stonyridge muss man als Aficionado trotzdem unbedingt besuchen. Von Larose gibt es übrigens Jahrgänge bis Anfang der 90iger zurück, das ist eher selten in Neuseeland.

Cable Bay Winery

Ebenfalls ein tolles Weingut auf Waiheke ist die Cable Bay Winery – abgesehen von den Weinen ist hier auch die Lage (und nicht nur für die Reben) ein Traum: Man sitzt in einem topmodernen Weingut, in einem wunderschönen Loungebereich mit Terrasse. Vor einem fällt die saftig-grüne Wiese gen Meer hinab und gegenüber sieht man die Skyline von Auckland. Als wir dort waren wurde leider gerade für den Tag zugesperrt und für eine Hochzeit am Abend vorbereitet – die Location kann mit jeder Topdestination mithalten. Die Weinpreise sind ebenfalls gehoben.

Hohe pro-Glas-Preise

Was mich erschreckt, sind vor allem die „Wine by the glass“-Preise. Der Pinot Gris und der Syrah kosten pro Glas ca. € 7,- im Weingut. Die Topweine deutlich über € 10,-. Beide sind sehr ansprechend, aber nicht grandios. Da finden wir eine Woche später in der Hawkes Bay deutlich besseren Stoff zu deutlich günstigeren Preisen.