Meinl am Graben – ein toller Abend mit Weinbegleitung

Wir konnten unlängst beim Meinl am Graben ein fünfgängiges Menü mit Weinbegleitung genießen. Es war ein tolles kulinarisches Erlebnis – wenn auch mit kleinen Schwächen, die vor allem im Umgang mit den grundsätzlich großartig gewählten Weinen lagen.

Gemischter Satz 2008 vom Weingut Edlmoser

Zur Vorspeise, Gänseleber mit Valrhona-Schokolade, wurde ein – halbtrockener – Gemischter Satz 2008 vom Weingut Edlmoser aus Wien gereicht, die Paarung war sehr gelungen. Es handelte sich weniger um einen typischen Gemischten Satz, vielmehr schmeckte der Wein sehr gereift, satt und hatte die nötige Süße, um mit der kräftigen Gänseleber mitzuhalten. In der Nase erinnerte mich der Wein eher an einen Sauvignon Blanc mit deutlichen Noten von Stachelbeeren. Jedenfalls kein leichter Sommerwein, sondern mit einer gewissen Wucht (13,5 vol. Alk.), aber dennoch sehr rund.

Riesling Loibenberg 2011 vom Weingut Pichler-Krutzler

Weiter ging es mit einem Riesling Loibenberg 2011 vom Weingut Pichler-Krutzler aus der Wachau, der zum Kaninchenfilet mit Navetten und Morcheln offeriert wurde. Auch hier war die Paarung harmonisch. Überraschenderweise passte der doch frischere Riesling auch gut als Nachfolger des Gemischten Satzes. Der Preis im Handel von fast € 30,- ist meiner Meinung nach überzogen. Die 92 Falstaff Punkte sind gerechtfertigt, mehr allerdings nicht.

Opus Eximium 2010 vom Weingut Gesellmann

Der Hauptgang war ein Lamm in zwei Gängen und damit ging es zum Rotwein: Als erstes ein Opus Eximium 2010 vom Weingut Gesellmann – ein Cuvée aus Blaufränkisch, St. Laurent und Zweigelt und bekanntermaßen ein durchaus solider Wein.

Hier leider der große Faux-Pas: Der Wein war viel zu warm – nicht nur um ein zwei Grad, denn die Temperatur des Weins lag sicher über 20 Grad. Dadurch war der Opus zwar in der Nase sehr schön, auch mit grasigen Noten, die Temperatur machte das Trinkerlebnis aber leider etwas zunichte. Der Jahrgang 2010 ist meiner Meinung nach auch zu jung. Der Wein verträgt sicher noch 10 Jahre.

Nach einem Hinweis an das Service wurde mit einer aufrichtigen Entschuldigung – und hier grundsätzlich überhaupt ein Kompliment an das Service – für den nächsten Gang etwas ganz Besonderes versprochen.

Cabernet Sauvignon 2006 vom Weingut Kollwentz

Zum Lammfilet kam dann auch ein Cabernet Sauvignon 2006 vom Weingut Kollwentz. Ein Traumwein aus einem Spitzenjahrgang und auch wirklich großartig. Allerdings war auch dieser noch eine Spur zu warm.

Rotweine richtig temperieren

Es fällt in letzter Zeit immer wieder auf, dass selbst in Wiener Spitzenrestaurants „vergessen“ wird, Rotweine zu temperieren – das ist ein Ärgernis und nicht nachvollziehbar. Jeder Sommelier oder gut ausgebildete Kellner sollte wissen, dass Rotweine nicht bei (heutiger) Zimmertemperatur getrunken werden. Hier müssen viele Restaurants an sich arbeiten oder bei den Weinklimaschränken aufrüsten.

Das passiert aber nicht nur in Wien. Eine Woche zuvor ist uns das auch in Dublin im Restaurant Chapert One passiert. Ein schöner Franzose aus dem Jahr 2001 kam mit 25 Grad temperiert und das Restaurant hat immerhin einen Michelin Stern.

Rheinriesling 2009 vom Weingutt Ott

Zum Abschluss – Grießschmarrn mit Chili-Erdbeereis – wieder zurück zum Weißen: Ein Rheinriesling 2009 vom Weingut Ott. In der Nase sehr mineralisch – erinnert mich an ein Großes Gewächs aus Deutschland. Tolle Frucht und Reife, fast wie ein Süßwein – mit fast 35 Gramm Restzucker – das sollten wir Österreicher öfters probieren. Auch hier die Paarung wieder sehr gelungen. Wie im übrigen auch bei den beiden Rotweinen. Selbst Captain Cork schwärmt von diesem Wein – ich verstehe warum. € 28,- sind gut investiert.

Insgesamt ein schönes Menü und eine wirklich feine Weinauswahl.