Wein in Apulien – zu Besuch bei Castel di Salve

Kein Rebstock, geschweige denn Weinberg weit und breit: Das Weingut „Castel di Salve“ liegt im Dorfzentrum, an der Hauptstraße des 1500-Seelen-Dorf Depressa, im Süden Apuliens – abseits der Touristenorte und abseits der klassischen Weinorte Apuliens.

Ein Weingut abseits der Touristenorte Apuliens

Ungewöhnlich ist auch die Begrüßung: „Willkommen, ich heiße Francesca, unser Chef heißt Francesco, unser Produktionsverantwortlicher heißt Francesco. Wir heißen hier alle gleich“, erklärt uns eine hilfsbereite Mitarbeiter des Weinguts – in bestem Englisch. Das ist in Apulien nicht selbstverständlich – denn in der vom Massentourismus noch weitgehend unberührten Region am Stiefelabsatz Italiens sind Fremdsprachen ein Fremdwort.

Wir sind also umso begeisterter, dass uns mit Francesca jemand auf verständliche Weise mehr über das Gut erzählen kann. Francesca führt uns gleich in den Weinkeller – vorbei an Stahltanks, hinunter, wo Barriquefässer lagern: Amerikanische und französische Eiche, erklärt Francesca, die unterstützen den Geschmack der autochtonen Sorten bestens.

Primitivo und Negroamaro

Primitivo, in der neuen Welt als Zinfandel bekannt, und Negroamaro sind auch die Hauptsorten, die „Castel di Salve“ produziert – und das in besonderer Qualität. Nicht umsonst tragen die beiden reinsortigen Weine des Guts den klingenden Namen „Cento su Cento“ – und mit der Anspielung auf hundert Prozent ist nicht nur die Rebsorte gemeint, sondern eben auch der Geschmack. „Unsere Weinberge sind in Ugento und in Supersano, dort wo die besten Lagen sind“, sagt Francesca, das Fehlen der Weinberge rund um die Produktionsstätte erklärend.

Schnell erklärt ist auch, warum die Produktionsstätte mitten in Depressa liegt und nicht in den Weinbergen: „Unsere Cantine wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, vom Herzog di Salve. Francesco Marra und Francesco Winespeare, Freunde seit Kindertagen, haben in den 90ern den Keller wiederbelebt“, sagt Francesca.

Mehr als die Hälfte wird exportiert

Die beiden haben gute Arbeit geleistet: Neben den Cento su Cento verkosten wir am Ende der Besichtigung die ganze Palette der Castel di Salve-Weine. Vom Rosato, der aus Negroamarotrauben gekeltert wird, über den Bianco Salento und Rosso Salento bis hin zu den Cuvees. 60 Prozent der Flaschen, die das Gut produziert, werden exportiert, nur 40 Prozent bleiben in Italien.

Der Priante gefällt besonders

Priante, eine 50-50-Cuvee aus Negroamaro und Montepulciano, der eine im Stahltank, der andere im Barriquefass ausgebaut, gefällt dabei besonders. Ein weicher, nach reifen Früchten duftender Wein, mit Gewürznoten, sehr gefällig zu trinken.

Eine apulische Spezialität bildet den Abschluss der Verkostung: Ein Aleatico Passito, ein Süßwein aus roten Trauben. Aromen von getrockneten Früchten, Zwetschken, dominieren. Der Alkoholgehalt ist hoch – wie auch bei den typischen Rotweinen, fast schmeckt der Aleatico wie ein Likör. Als Dessertbegleiter ist das ein schöner, runder Wein.

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